Testfahrt! - Frankreich
30.12.2006:
Italienische Grenze - Miramar
Nachdem wir den ganzen Tag im Auto verbracht haben, suchen wir
allmählich einen Übernachtungsplatz. Aber irgendwie
mag mir heute keiner so recht zusagen, so daß wir
herumkurven, bis es stockdunkel ist. Während der Fahrt sehen
wir am Straßenrand in einer Ausbuchtung mehrere Mobile
stehen. Verbotenerweise. Also wenden und mit hinstellen. Na also - es
geht doch! Als wir aussteigen, um uns umzusehen, erkennt man,
daß hier ein riesengroßer parkähnlicher
Aussichtspunkt ist. Wau! Das Meer funkelt durch das viele Licht, das
die
Städte der Küste entlang ausstrahlen.
Am nächsten Morgen genießen wir die gigantische
Aussicht auf einer Bank mit Coffeé. Tausend Leute sind jetzt
hier, um Fotos zu schießen.
31.12.2006: Miramar
- Pampelonne
Heute ist Silvester. Wir sind auf der Suche nach einem schönen
Platz, wo wir dieses bunte Fest feiern können. Einen Platz zu
finden, der uns zusagt, ist nicht so einfach - die Städte der
Cote d'Azur entlang sind für uns nicht so ohne weiteres
zugänglich, da der Maxl eine Gewichtsklasse zu hoch ist
für das Befahren dieser Straßen. Am
Straßenrand zu feiern finden wir auch nicht so prickelnd,
also fahren wir immer weiter und weiter... Langsam rennt die Zeit
davon, da die Sonne sich allmählich verabschiedet. Vor uns
liegt Saint Tropez und eine Riesen-Autoschlange. Wir
beschließen, in Saint Tropez zu bleiben, das Ende der
Autoschlange läßt uns einen Riesen-Park/Campingplatz
erblicken, hier herrscht ein Riesentrubel. Jeder will noch einen Platz
ergattern. Als wir dann auch noch erfahren, daß man hier pro
Nacht 70,- bis 100,- Euro zahlt, habe ich keine Lust mehr, hier zu sein
und wir verlassen den Platz wieder. Viel Hoffnung auf eine
schöne Stelle haben wir nicht mehr, bis wir ein paar Kilometer
weiter eine kleine Straße, die uns zum Meer führt,
einfahren. Für LKW's ist die Zufahrt verboten, ist uns aber
jetzt egal und wir stellen uns direkt ans Meer in den Sand. Es ist ein
wunderschöner Platz und der erste direkt am Meer. Wir sind
zufrieden und schauen uns um. Hier gibt es ein paar Bar-Restaurants,
die gerade im Begriff sind, zu schließen, bis auf ein
Strand-Lokal das natürlich für die spätere
Feier total ausgebucht ist. Schade - macht aber nichts - wir haben
Champagner und lecker Essen. Nach der Erkundung des Gebietes und dessen
Möglichkeiten spielen wir lustige Spiele und unterhalten uns
nebenbei über Geschehnisse des vergangenen Jahres.
Anschließend kochen und genießen wir.
23:45 - Gleich ist es soweit, ich freue mich auf das Feuerwerk. Mit
gefüllten Gläsern und einem Tuch setzen wir uns nah
ans Meer und warten darauf, daß es los geht.
00:00 - noch nix. Ok. Wir stoßen an. Prosit Neujahr, Darling!
00:10 - noch nix. Feiern die in Frankreich anders? Doof. "Die
Berge zwischen hier und Saint Tropez sind zu hoch und deshalb sieht man
nix" erklärt Thomas. Sehr schade. Ein paar Jugendliche machen
ein kleines Feuerwerk und somit habe ich doch noch eins
gesehen, schön! Nach einer Weile kehren wir zum Mobil
zurück, reißen die Dachluke auf, rufen Freunde an
und genießen den Sternenhimmel und die klare Luft. Musik
haben wir kostenlos von der Bar am Strand.
Ein Silvester der anderen Art. Aber schön. Relaxt.
ein kleines Städtchen (Aups) lädt uns zum Bleiben
ein. Traumhaft schön der mit Platanen bewachsene Park- /
Marktplatz, der nachts, die Platanen bunt bestrahlt, wie verzaubert
wirkt.
Wir finden einen ruhigen Parkplatz etwas unterhalb der Stadt,
bis auf ein weiteres Wohnmobil leer, und parken uns zur angrenzenden
Wiese hin. Marie läßt Mogli aus dem
Führerhaus und spielt mit ihm kurz darauf ausgelassen und
fröhlich auf der Wiese. Das bleibt nicht unbemerkt. Aus einem
Anwesen in der Nähe kläffen unentwegt Hunde. Immer
wieder unterbrochen durch lautstarkes Gezänke, das
ihnen wohl Einhalt
gebieten soll. Ich verstehe ja die armen Viecher, die da in ihren engen
Zwingern im Garten vegetieren, ab und an zusammengeplärrt
werden und ansonsten wohl eher wenig Anlaß zur Freude haben
und da wird ihnen vorgeführt, wie toll so ein Hundeleben sein
kann...
Nach etlichen Versuchen, die Kläffer zum Schweigen zu bringen,
tritt Opa auf den Balkon und plärrt mit sich
überschlagender Stimme, die mich um seinen Blutdruck bangen
läßt, zu uns herüber. Ich zeige mich
freundlich und grüße ihn mit einem
fröhlichen 'bon soir, monsieur'. Das läßt
ihn völlig explodieren. Ein weiteres Männchen
erscheint auf dem Balkon, der mir die Augen gen Himmel
drehend erklärt, daß die Wiese ja
das Eigentum seines Vaters sei und wir sie nicht betreten
dürften. Die arme Wiese. Na gut, ich erkläre unseren
Rückzug aus dem Objekt, und sehe ihn wirklich erleichtert.
Fortan wird die Wiese - und wir - bewacht, Opa und Zankweib wechseln
sich am Fenster ab...
am Abend finden wir ein
kleines
Restaurant
im Ort, essen vorzüglich, bummeln noch ein bißchen
durch das
Städtchen mit seinen bunten Platanen und verbringen eine
ruhige
Nacht.
Am nächsten Morgen hole ich das imzwischen unvermeidliche
Baguette, fühle mich schon fast wie ein Franzose, wie ich mit
den
zwei Weißbrotstangen durch die Gassen schlendere, erkundige
mich
nach einem Waschsalon, den es denn auch tatsächlich gibt und
trolle mich zurück zu unserem Heim. Wir wollen die Gelegenheit
nutzen und Wäsche waschen. Daß es nach dem Sortieren
der
Wäsche 5 (fünf!) Maschinen sein sollen, hatte ich
nicht
geahnt. Na gut. Wir schleppen die Wäsche zum Waschsalon. Zum
Glück sind alle Maschinen frei. Was mich nach kurzer Zeit gar
nicht mehr so wundert, wollen die doch jede jeweils 4,50 Euro. In
Münzen. Trocknen nicht eingerechnet. Nichts ahnend mache ich
mich
auf, Geld zu wechseln. Ha! Gegenüber hats eine Bank. Ich
stelle
mich also in die Schlange, warte. Warte. Warte. Erstaunlich, wie viel
Zeit die hier in der Bank haben. Quatschen über Gott und die
Welt.
Beneidenswert. Bewundernswert. Wenn ich nur nicht so lange warten
müßte :-) Der Hit ist, daß ich dann
wirklich
diskutieren muß, um überhaupt Geld gewechselt zu
bekommen.
Weil sie nicht mehr als 20 Euro klein haben?! Also komme ich
in einer weiteren Bank in den Genuß einer zweiten
Folge von warten, warten, warten und diskutieren um diesmal 10(!) Euro
Kleingeld.
4.1.2007: Mirabeau - Aix
en Provence
Wir haben uns entschlossen, ein paar Tage irgendwo zu bleiben, zu
relaxen, ein paar Kleinigkeiten zu reparieren (Fensterheber hinten
links macht auf, aber nicht mehr zu, VGA-Kabel zur Sitzgruppe liefert
nur ein grünes-blaues Bild, Sound-Ausgang des Rechners, der
unsere mp3 Sammlung abspielen könnte, bleibt stumm,
Wasserdruck in der Heizung ist auf 0 gefallen), und Aix en
Provence ist ein hübsches Städtchen, das zum Bleiben
einlädt.
Gesagt, getan, wir finden einen akzeptablen Camping-Platz (Chantecler)
nahe der Stadt , der - oh Wunder - um diese Zeit in Frankreich auch
geöffnet hat (die Campingplätze an der Cote d'Azur
hatten ALLE geschlossen), checken ein, finden einen sonnigen
Stellplatz, sind praktisch alleine auf dem Campingplatz, die Sonne
scheint, die Vögel zirpen, alles wunderbar. Bis ich aussteige
und es aus dem rechten vorderen Radhaus ruft: schau mal her, schau mal
her!
Und ich sehe:
Öl!
Na super. Ich krieche unters Auto, versuche, rauszufinden, wo das
herkommt. Aber wie das so ist, sieht man natürlich nichts.
Motor trocken, Auspuff sauber, aber dicke Öltropfen
hängen von Rahmen, Gummipuffer und Blattfeder. Also in den
sauren Apfel beißen und Führerhaus kippen. Ist
sowieso mal fällig, das alleine zu tun und das immerhin in
trockener, sauberer, angenehmer Umgebung. Also Faltenbalg abmontieren
(wie war das? Am Führerhaus oder an der Kabine? Sch... der ist
verklebt? Nein, hängt nur fest. Ach so, vielleicht doch am
Fahrerhaus abmontieren?) Der Luftansaugschlauch geht fast von selbst
ab. Ans Werk! Gekippt! Die Hydraulikpumpe gibt nach ein paar
Pumpbewegungen nur noch Quietschgeräusche von sich. Ist die
Fahrerhaus-Verriegelung vielleicht nicht offen? Mehrfaches Rein- und
Rausklettern bei mehrfachem Hoch- und Runterpumpen bringt keine letzte
Klarheit. Aber das Fahrerhaus hebt sich nur ein, zwei Zentimeter, dann
ist Schluß. Wie wenn etwas hakt. Vielleicht verklemmt, weil
das Fahrgestell leicht verwunden ist? Also Leitern wegmontiert,
Fahrzeug vom Stein gefahren, der die Kabine gerade stellen half . Hilft
nichts. Ich versuche, bei Unicat jemanden zu erreichen, um mein Leid zu
klagen und vielleicht Hilfestellung zu erhalten (auch wenn's mir
peinlich ist, wegen so einer 'Lappalie' anzurufen). Es ist Urlaubszeit.
Was ich schon gewußt hatte, aber man hofft ja doch. Also ruf
ich Peter Bulling direkt an, für solche (oder schwierigere)
Fälle hat er mir ja seine Telefonnummern gegeben. "Ha ja, isch
doch klar, isch zu schwer, muscht leichter machen oder mit zwei, drei
Mann heben." Aha. Also turn ich aufs Dach, Reservereifen abmontieren.
Gott sei dank hats keine 40 Grad im Schatten. Ich schwitze auch bei den
knappen 15 Grad schon. Da weiß man, was körperliche
Arbeit heißt. Aber Spaß machts.
Das Fahrerhaus
läßt sich jetzt kippen, sehr schön. Nur -
viel schlauer bin ich jetzt auch nicht, Motor nach wie vor trocken
(wenigstens etwas), Quelle weiterhin unbekannt. Ich kippe das
Fahrerhaus zurück, passe nicht auf, der Faltenbalg wird
eingeklemmt und zack - hat er einen Riß. Toll.
Mir reichts.
Bis ich den Reservereifen wieder oben hab (wiegt ja deutlich mehr
als hundert Kilo) und den Faltenbalg wieder fest hab, wird's
dunkel und ich hab mir mein Bier heute mehr als verdient.
Wir
beschließen, über's Wochenende zu bleiben und Anfang
der Woche mit dem Problem umzugehen. (Peter: muscht halt mit'm
Dampfstrahler sauber machen, sonst siehscht net, wo des Öl
herkommt). Ich vermute das Vorderachsdifferential als Quelle, hab aber
in meinen paar hundert Kilo Werkstattausrüstung keinen Imbus
Schlüssel, der zur Ölschraube passen
würde...
Ich finde in meinen Fahrzeugunterlagen einen Hinweis
auf den Engel in der Not: MAN24. Rufe an, eine freundliche
Dame nimmt sich meines Problemes an, nach einem weiteren
Rückruf durch einen auch französisch sprechenden
MAN-Engel zur weiteren Klärung sitze ich jetzt da und warte
auf den Mechaniker, der uns auf dem Campingplatz zu Hilfe eilen soll.
Wie wird das nur in Afrika? Aber bis dahin hab ich vermutlich eine
steile Lernkurve vor mir...
Der Mechaniker kommt. Spricht ausschließlich
französisch.
Ich erkläre mit meinem
Bruchstück-Französisch,
Händen und Füßen, was meiner Meinung nach
passiert ist.
Er entdeckt weiteres Öl am Luftventil der
Reifendruckregelanlage
aller vier Reifen. "C'est pas normal". Aha. Noch ein Problem. Er
kriecht unter'm Auto rum, leuchtet hierhin und dorthin. "C'est pas
possible". Tja. Hab ich mir auch schon gedacht. Letztendlich meint er,
er könne hier und jetzt gar nichts machen, ich
müßte in
die Werkstatt in Vitrolles...
Ein wunderschöner
Sonnenuntergang auf dem Campingplatz in Aix en Provence.
Auf zur Werkstatt. Der gute Mann war so nett, mir eine Skizze zu malen,
wie ich die MAN Werkstatt finde. Macht mit beiden Armen einen Flieger
nach, um mir zu bedeuten, ich solle immer den
Flughafen-Schildern
folgen. Manchmal ist es schon sehr lustig.
Wir finden die Werkstatt ohne Probleme, gehen im nahen Carrefour noch
einkaufen und nächtigen vor dem Werkstor.
Am nächsten Tag, 8:00 mach ich mich auf den Weg ins 'Atelier'.
Finde einen englisch sprechenden Werkstattmeister, erkläre
mein
Problem, flugs ist die Karre in der Werkstatt und drei Leute drunter.
Nach knapp einer Stunde Suche mit Taschenlampen und mittelalterlichen
Leuchten dieselbe Diagnose wie schon gestern: "C'est pas possible". Wo
kommt das verdammte Öl her? Sie wollen das Fahrerhaus kippen.
Ich
versuche zu erklären, daß das nicht ohne weiteres
möglich ist, da zu schwer (siehe gestern). Macht nix. Der
freundliche Mechaniker schweißt kurzerhand eine
Stütze
zusammen, die helfen soll, mit einem Wagenheber das Kippen zu
erleichtern. Nach einer Stunde Schweißen ist er soweit. Die
Stütze hält sicherlich, trotz der
fürchterlichen
Schweißnähte. Sowas hab ich lange nicht gesehen...
Es funktioniert dann auch eben so weit, wie der Wagenheber hebt...
Also erklär ich, daß ich aufs Dach steige, meine
Zarges
Boxen leermache und schwupps, 15min. später ist das
Ding
gekippt.
Kein Öl am Motor. Sowas.
Sie fangen an, Leitungen zu verfolgen. Damit das geht, zwicken sie
Kabelbinder ab. Jede Menge. Mir stehen die Haare zu Berge. Meine
schönen Leitungen, von Unicat pistensicher befestigt.
Und ich
hab keine eigenen Kabelbinder dabei.
Nachdem praktisch alle Leitungen frei hängen, Maxl sieht
völlig zerfleddert aus, präsentieren sie mir stolz
die
Ursache des Problems: Aus der Entlüftungsleitung der Radnabe
vorne
rechts stammt das Öl. Die Leitung hat innen am Rahmen geendet
und
von dort ist das Öl runtergetropft. Zuviel Öl sei
drin
gewesen, deshalb ist's durch die Entlüftungsleitung raus. Aha.
Ich
schlage vor, den Ölstand von Vorderachse und Radnaben zu
prüfen. Vorne rechts paßt's (vielleicht weils
rausgetropft
hat???), vorne links ist's zuviel (hat aber nicht getropft, trotz
symmetrischer Entlüftungsleitungen?), in der Achse zu wenig
(da
fehlt ein Liter). Reime sich zusammen, wer kann.
Jedenfalls
verlängern sie mir die Entlüftungsleitungen, binden
die
Leitungen wieder sauber fest, verpassen Maxl eine Generalreinigung (mit
dem vom Peter geforderten Dampfstrahler), rüsten mich noch mit
Ersatzteilen aus, nach denen ich gefragt habe (Keilriemen, Kabelbinder,
Tachographen-Scheiben) und entlassen mich. Wollen kein Geld, keine
Unterschrift, nichts. Ich lasse gutes Trinkgeld da
(schließlich
strahlt unser Maxl wieder, auch das Motorrad ist wieder sauber) und
verlasse die Werkstatt. Ein mulmiges Gefühl bleibt.
10.1.2007
St. Chamas - Saintes-Maries-de-la-Mer
Thomas: "irgendwo hab ich von diesem Ort schon gehört, da war
doch was..." und hoppla, schon stehen wir vor der berühmten
Van-Gogh-Brücke. Geil, wir sind hier gewesen!
seit Kilometern sehen wir immer wieder einen Hinweis auf ein wohl sehr
berühmtesChateaux. Wir folgen den Hinweisschildern und landen
vor einer prunkvollen Einfahrt, die - wir könnte es anders
sein - das Chateaux als zur Zeit geschlossen ausweist. Das
schmiedeeiserne Tor steht offen, also fahren wir hinein, stellen un sin
einiger Entfernung auf einen ausgewiesenen Parkplatz, auf dem auch
einige andere Autos stehen und schlendern in Richtung Gebäude,
von außen wird man ja wohl einen Blick drauf werfen
dürfen. Denkste. Schon kommt ein junger Mann aufgeregt aus dem
Pförtnerhäuschen gestürzt, wir sollen
verschwinden, das Schloß ist geschlossen. Ja und? Bringen wir
den Kies durcheinander, weil wir hier raumlaufen? Probleme haben die
Leute...
11.1.2007
Saintes-Maries-de-la-Mer - Agde
langsam verändert sich die Landschaft. Sie wird wild,
überall Sümpfe, dazwischen schilfartige
Gewächse, dazu ist heute der Himmel grau, in den
verschiedensten Nuancen. Vereinzelt sehen wir das berühmte
Camargue-Pferd, es ist weiß und ähnelt einem
Haflinger.
Wir erreichen die sehr gepflegte Stadt Sainter-Marie-de-la-Mer. Eine
Pferderanch folgt der nächsten - hier verbringen
Pferdeliebhaber ihren Urlaub. Ich fühle mich sofort wohl hier.
Wir finden einen großen Camping/Parkplatz und einige
erstaunte Gesichter vor. Pro Nacht 6 Euro - das ist ok. Eine Frau sitzt
im Auto und kassiert.
Wir befinden uns jetzt mitten im Nationalpark 'Parc Naturel
Régional de Camargue', der sich über viele
Kilometer erstreckt. Am Pier gehen wir spazieren, atmen die salzhaltige
Luft, beobachten das aufgewühlte Meer, wie es sein Unwesen
treibt. Die geballte Kraft, die von ihm ausgeht, wirkt auf mich Energie
einflößend.
Weitere Highlights sind die Flamingos, deren einziger
regelmäßiger Nistplatz hier ist. Die Tiere werden
gut bewacht, somit vermehren sie sich weiter, und die Stiere, die in
großen Gruppen von 50-100 Tieren leben, die man "Manade"
nennt. Wenn man ausreichend Zeit hat (und zur richtigen Zeit hier ist),
sollte man eines der Dorffeste besuchen, daran teilnehmen, da erlebt
man, was die wirkliche "Fe de biou", die Vergöttlichung des
Stieres, bedeutet. Um die Tiere und die Pflanzenwelt auf
nächster Nähe zu sehen, werden hier auch Safaris
angeboten. Toll!
Man sollte die Camargue auf jeden Fall einmal besuchen. Es lohnt sich!!
13.1.2007
Saint-Julien des Meulières - Puivert
Bevor wir diesen schönen Platz verlassen schnappe ich mir
Mogli
und mache einen kleinen Waldlauf. Die Luft ist sehr klar, ich atme tief
ein. Es duftet nach warmem Holz und Rosmarin, die Sonne lacht. Die
Wolken sitzen tief im Tal, wo man am Abend zuvor noch das Lichtermeer
einer riesen Stadt sah, sieht man jetzt nur noch Wolken und im
Hintergrund die Berge. Das ist ein unglaublicher Anblick! Ich
genieße ihn, wie auch die Berge, die mich umgeben. Ich
könnte ewig weiterlaufen.
Den Berg, den ich runterlief,
muß
ich wieder rauf (na-nu). Ein Jeep hält auf dem
Berg, ein
Typ steigt aus, seine neongelbe Jacke sticht mir ins Auge. Nachdem ich
vorher Schüsse gehört habe, könnte es ja
sein, daß
ich ein Schild übersehen hab (das ich eh nicht verstehe).
Erschießt er uns jetzt?? Laufe langsam weiter, den Hund ganz
nah
bei mir. Er steigt wieder in seinen Wagen und fährt auf mich
zu (habe etwas muffensausen). Aber alles ist halb so schlimm,
ich
grüße ihn freundlich und er murmelt auch
irgendetwas. Laufe
entspannt weiter (manchmal geht halt die phantasie mit mir durch).
Wir laufen anschließend nochmal gemeinsam ein
Stück,
Thomas soll dieser schöne Anblick nicht vorenthalten bleiben.
Auf der Suche nach ein paar Flaschen Wein folgen wir einem
Hinweisschild, das zu einem von den vielen Weinbauern hier in
Frankreich führt. Es ist Sonntag Mittag und wir malen uns
keine große Chance aus, jemanden anzutreffen. Aber wir
probieren es natürlich. Von der Hauptstraße aus geht
ein schmaler Weg zum Grundstück. Wir werden zunächst
von einem Lama (!)
und einem
kläffenden Hund begrüßt. "Sieht geschlossen
aus" - doch Thomas klopft gegen die Tür. Auch auf mehrfaches
Klopfen hin bleibt sie verschlossen. Schade. Als wir zurück
zum Auto laufen, öffnet sich plötzlich die
Tür und ein humpelnder Mann begrüßt uns
freundlich. Etwas erschrocken fragen wir, ob wir Wein kaufen
könnten. "Ja sicher" entgegnet er uns mit einem "sorry",
daß er so lange gebraucht habe zu öffnen, aber er
habe einen Arbeitsunfall gehabt. Ein Holzfaß ist ihm aufs
Bein gefallen und jetzt ist es in Gips. Wir folgen ihm in die
Probierstube, ein rustikaler Raum mit antiken Dingen, die sehr
günstig zum Verkauf ausliegen. Dieser Mensch ist
außerordentlich symphatisch. Es macht Freude, ihm zuzuschauen
und zuzuhören. Er holt 2,3 verschiedene Flaschen,
die Thomas auch durchprobiert. Er erklärt uns,
daß die beste Zeit um Wein zu verkosten morgens
wäre, weil z.B. Salat den Geschmack verändert,
Käse ihn aber verstärkt. Es ist 13:00 Uhr und wir
haben eh noch nichts gegessen, paßt also! Wie ich die zwei so
hinter der Theke probieren sehe, kommt mir die Idee, ein Foto zu
schießen, weils so schön ist. Frage um Erlaubnis
unnd los gehts - klick klick.
Schön!
Wir nehmen von jedem Wein etwas mit, bekommen von ihm eine Flasche
besonderen 'trockenen Muskateller' geschenkt. Als Dank! Nachdem wir die
Kisten verstaut haben und noch nett auf französisch geplaudert
haben, verabschieden wir uns und rumpeln nach seiner Aufforderung
querfeldein vom Grundstück. Das waren sehr schöne
Momente!
Danach starten wir weiter Richtung Pyrenäen. In einem kleinen
mitteralterlichen Dorf namens Puivert soll unser Schlafplatz sein. Das
Tal ist total zugenebelt, weil jemand nicht unerhebliche Mengen an Holz
und Laub verbrennt. Dementsprechend gruselig wirkt das Dorf. Das finde
ich aufregend, und es riecht so gut hier. Wir parken einige
Meter
außerhalb des Dorfes an einem See, mit uns noch ein anderes
Camper-taem (france). Machen uns dann auf den Weg in die Stadt (mal
schauen). Überqueren den Marktplatz, besuchen die dortige
Kirche
und freuen uns. Über eine schmale
Brücke unter der
sich eine Schlucht auftut führt uns der Weg zum
Kaufmannsladen, wo wir ein Paar Dinge einkaufen, und steuern das
Bierpub an, das wir zuvor gesehen hatten. Hier ist es sehr nett, wir
verweilen etwas. Der Kellner tafelt groß auf, wir bekommen
mit,
daß es heute Abend ein Fest gibt. Für 15 Euros gibt
es ein
Menü und anschließend Mexikanische Live-musik (sehr
geil) in
einer Scheune. Leider sind alle Karten bereits ausverkauft, und wir
machen uns so einen schönen Abend. Mir wiederstrebt es absolut
per
Computer zu schreiben. Ich bevorzuge es per Hand zu schreiben.
14.1.2007
Puivert - Andorra la Vella
Auf der Landkarte habe ich zwei Sehenswürdigkeiten ausgemacht,
die wir uns heute ansehen wollen: Châteaux de
Montségur und die Grotten von Niaux. Einmal wollen wir es
noch versuchen, in der aboluten Nebensaison doch noch in eine Grotte
eingelassen zu werden, nachdem wir schon 3,4 Anläufe genommen
haben und immer vor verschlossenen Türen standen, weil wir
offensichtlich die Einzigen sind, die im Januar hier Urlaub machen...
Von weitem sieht Marie schon eine Burg zuhöchst oben auf einem
Berg. Sie glaubt, mich zu veräppeln, indem sie sagt - schau -
da oben ist sie. Nie und nimmer! Da kommt doch keiner rauf! Sieht von
weitem ähnlich unmöglich aus wie die Meteora
Klöster in Griechenland. Aber tatsächlich - nach
etlichen Serpentinen erscheint es nicht mehr ganz unmöglich,
die Burg noch die erreichen. Ein paar hundert Höhenmeter sind
es schon noch, aber schwitzen werden wir heute nicht allzusehr, weils
wolkenverhangen ist und deshalb nicht so warm. Und wir haben doppelt
Glück. Erst bange ich noch, weil am Anfang des Weges ein
Hinweisschild nur Aussagen macht über Öffnungszeiten
- richtig - außer Januar, und happige Preise listet. Aber
oben angekommen ist das Kassenhäuschen leer, die Schranke
offen und wir kommen umsonst in den Genuß, die Burgruine zu
besichtigen. Einfach super hier oben!
Auch mit der Grotte
haben wir Glück. Wir finden sie auf Anhieb, die Anfahrt ist
etwas abenteuerlich eng und eingeklemmt zwischen Fels und Abgrund
kraxelt unser Maxl brav hinauf. Die nächste Führung
ist in 20min, und es sind noch 2 Plätze frei! Normalerweise
muß man sich hier telefonisch voranmelden und Termine
ausmachen. Wir schneien einfach vorbei und es klappt. Sehr
schön!
Der Führer spricht ausschließlich
Französisch. Und Katalanisch. Hilft uns beides nicht sehr viel
weiter. Und er erzählt und erzält und
erzählt. Er identifiziert sich völlig mit seinem Tun,
sogar im Dunkeln sieht man seine Augen leuchten, wenn er fast
zärtlich die Formen der Bisons nachfährt, die da an
die Höhlenwände gemalt sind. Wenn wir seinem
superschnellen Redefluß nur folgen könnten. Fast
zwei Stunden verbringen wir in der Höhle, lernen,
daß sie nie bewohnt war, er demonstriert, wie die Tiere
gemalt wurden, unter welchen Schwierigkeiten im Dunkeln, nur mit
rußenden Kerzen (?), wie die Wölbungen der
Höhlenwände mit einbezogen wurden, so daß
das Ganze noch plastischer wirkt, und und und. Gute 2 Kilometer sind
wir in der Höhle unterwegs und Marie reichts. Aber missen
möchten wir den Besuch auf gar keinen Fall.
Weiter gehts Richtung Pyrenäen und immer tiefer hinein in
fürchterliche französische
Skigebiete führt uns unsere Reise. Sind die
Trabantenstädte
schon im verschneiten Winter schlimm und nur zu ertragen, weil das
Skifahren ein Traum ist, so macht die schneelose, triste, graue,
heruntergewirtschaftete Natur den ganzen Trubel zu einem Alptraum. Wie
um Gottes Willen kann man eine Gegend so verschandeln?
Betonklötze, soweit das Auge reicht, und das in Höhen
über 2.000m.
Immer höher kurble ich unseren Maxl, der zufrieden brummt, ich
freue mich über unsere 16 Gänge, eine Wohltat auf
solchen
Strecken, immer im optimalen Drehzahlbereich, nur manche Kurven
muß ich schneller nehmen als es das zwischen Marie und
mir auf der Mittelkonsole liegende Baguette erlaubt und so
rutscht
es hin und her und auch mal runter :-( .
Stopp! Der andorranische (?) Grenzer springt auf, dieses
Gefährt
muß er inspizieren.... Was bleibt mir übrig - ich
bin
freundlich, mache unsere Kabine auf, und der kleine Grenzer hat
erhebliche Schwierigkeiten, ohne die Leiter überhaupt
hineinzusehen. Ich lach mich innerlich kaputt. Tut pudelwichtig und ist
bloß neugierig. "Paris - Dakar?"
Erstaunlich, egal, wo man hinkommt, Paris-Dakar ist ein Begriff und
unser Maxl scheint für die Leute genau ins Schema zu passen...
15.1.2007
Andorra la Vella - Lac de Gènos-Loudenvielle
Andorra finde ich ziemlich häßlich, total zugebaut,
die Natur geht unter. Penetrant auch der Kommerz, der hier stattfindet,
"betrieben wird", so was habe ich noch nie zuvor gesehen
(Ekelhaft). Ich bin froh, als wir dieses Gebiet verlassen. Der
Campingplatz, auf dem wir letzte Nacht schliefen war in Ordnung, bis
auf die defekte Waschmaschine, die uns ein paar unserer Klamotten
gekostet hat (hier in Andorra)! Auf unserer Strecke überqueren
wir
nochmals die Grenze nach France, also entscheiden wir uns dort auch
über Nacht zu bleiben. Wir finden einen netten Platz an einem
See.
Umlaufen ihn und dann das übliche Prozedere :-)
16.1.2007
Lac de Gènos-Loudenvielle - Ordesa National Park
Ein neuer Tag beginnt, freue mich auf etwas neues, schönes.
Wir fahren zum Ordesa National Park auf der Spanischen Seite,
die
Landschaft hier ist wunderschön, ich komme aus dem
Träumen nicht mehr raus.
Die höchste Düne Europas liegt an der
Atlantikküste bei Arcachon, erstreckt sich über 2.7km
und ist bis zu 117m hoch. So ein großer Sandkasten! Cool..
Um auf die Düne hinaufzukommen, benötigt man etwas
Kraft und Ausdauer. 1 Schritt voran, 2 Schritte
zurückrutschen. Als wir oben angekommen sind, pustet uns fast
Onkel Wind um. Der Ausblick ist irre von hier oben. Es ist abolut geil,
ich bin total happy, fühle mich total wohl.
Wir toben, springen, schmeißen uns hin und rutschen auf der
anderen Seite zum Meer. Das macht Fez. Wenn ich daran denke,
daß wir solche oder ähnlich hohe Dünen mit
dem Maxl fahren wollen, wird mir ganz anders. Aber wir haben ja genug
Zeit an kleineren zu üben und wenn wir es dann drauf haben,
macht es bestimmt unheimlich Spaß. Es war ein sehr
schönes Erlebnis.
created: 2007/02/16 by
Thomas Waas
last changed: $Date: 2008/10/22 13:58:01 $ by $Author: Thomas $